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Vincennes am Sonntag: Prix d`Amérique als Höhepunkt eines sensationellen Renntags – Titelverteidiger Face Time Bourbon vor Karriereende – Drei Gruppe I-Kracher insgesamt

(dip) Die Hiobsbotschaft kam am Dienstag Nachmittag aus heiterem Himmel und schlug wie eine Bombe ein: Face Time Bourbon wird am Sonntag nicht am Prix d`Amérique zur Titelverteidigung antreten können und wurde vorzeitig gestrichen! Was war passiert? Kurz nach 14 Uhr verkündete der italienische Haupt-Anteilshaber des zweifachen “Amérique”-Siegers, Antonio Somma, in einer gemeinsamen Video-Botschaft mit Trainer Sébastien Guarato, dass bei Face Time Bourbon nach der Arbeit am Vormittag ein Problem an seinem linken Vorderbein aufgetreten sei und man ihn daraufhin sofort in der Klinik zur Untersuchung gebracht habe. Das von Somma in betreffendem Video-Interview zunächst als “un problema non grave” – also kein ernstes Problem – bezeichnete Symptom wurde dann von Trainer Guarato kurze Zeit später dahingehend korrigiert, als dass er bei der erstellten Diagnose von einem sogenannten “Navikularsyndrom” sprach, das in tiermedizinischen Kreisen entgegen der ursächlichen Äußerung Sommas alles andere als harmlos, sondern vielmehr oftmals ursächlich für eine Lahmheit, üblicherweise an den Vorderbeinen und zudem auch nicht selten chronisch, gilt. Ein Tag später gab Guarato dann ein statement in der französischen Presse ab, wonach er die befürchtete Prognose sogar noch düsterer offenlegte, in dem er von einem “90 prozentigen Karriereende” Face Time Bourbons sprach. Wiederum kurze Zeit danach ließ dann Somma verlauten, dass Face Time Bourbon zukünftig keine Rennen mehr laufen werde, was am späten Freitag Abend auch in den französischen Medien offiziell bestätigt worden ist. Zwar weiß man aus den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit, dass selbst bei öffentlich getätigten Aussagen des mitunter recht eigenwilligen Italieners der Begriff “offiziell” immer noch mit zumindest leichter Vorsicht zu genießen ist, doch spätestens nachdem auch Sébastien Guarato in der “Paris Turf” in dasselbe Horn blies, darf tatsächlich davon auszugehen sein, dass die Rennbahn-Karriere von Face Time Bourbon ab sofort beendet ist und er nun zukünftig verstärkt seiner Decktätigkeit nachgehen wird.Wie auch immer, für die diesjährige Ausgabe des Prix d`Amérique ist dies natürlich der worst case schlechthin, wenn das weltbeste Pferd zum wichtigsten und größten Rennen Europas, in dem es auch in diesem Jahr relativ klar favorisiert gewesen wäre, plötzlich nicht antreten kann. Die Karten werden nun völlig neu gemischt und die Favoritenstellung verteilt sich in dieser neuen Konstellation im als 7.Rennen für 16.20 Uhr terminierten “Prix d`Amérique Races Zeturf” (Gruppe I, 1.000.000 €, 2700 Meter) nun vermutlich auf mehrere Pferde. 9 ETONNANT (Foto, Anthony Barrier) hat bereits im “Prix de Bourbonnais” Mitte Dezember Face Time Bourbon bezwungen und sich allerspätestens durch diesen Sieg in den Kreis derer bugsiert, denen man auch im “Amérique” einiges zutrauen würde. Ist er jetzt der logische Favorit? Viele werden es so sehen, Jean-Michel Bazire und seine Entourage aber zumindest intern sicher nicht. Der zwanzigfache französische “sulky d`or” hat nicht weniger als vier Pferde im Millionenspektakel am Sonntag dabei (ursprünglich hatte er sogar fünf Teilnehmer qualifiziert, aber Ganay de Banville muss krankheitsbedingt leider passen), was ihm nicht nur rein rechnerisch einiges an Möglichkeiten eröffnet, sondern auch und vor allem aus taktischer Hinsicht vieles ermöglicht. Der vermutlich Stärkste aus diesem Quartett wird allerdings nicht vom “maître” selbst, sondern von seinem Sohn gefahren, was nicht wenige Fans bedauern. 17 DAVIDSON DU PONT (Nicolas Bazire), der bereits 2021 und auch 2020 jeweils Zweiter hinter Face Time Bourbon wurde, ist auch in diesem Jahr in bewährter Bazire-Manier pünktlich auf den Tag X vorbereitet worden. Bereits im “Prix de Belgique” vor zwei Wochen schien der Hengst mit Bazire jr. einem klaren, überlegenen Sieg entgegenzulaufen, als er Mitte der Endgeraden – schon klar in Führung liegend – unter den völlig unnötigen, weil maßlos übertriebenen Unterstützungsmaßnahmen des Fahrers plötzlich ansprang und damit den schon sicher geglaubten Sieg wegwarf. Nutznießer dieser Aktion war im Endeffekt 2 FEYDEAU SEVEN (Jean-Michel Bazire), dessen Fahrer sich über diesen Erfolg aber kaum richtig  freuen konnte, weil auch Bazire sen. die Aktion des Sohnemanns deutlich sichtbar missfiel. Mittlerweile ist der Ärger längst verflogen; am Donnerstag trainierten alle vier Amérique-Starter einträchtig miteinander und taten dies zur vollsten Zufriedenheit des Chefs. “Sie sind bereit”, so das kurze und knappe statement des 50-Jährigen, womit er neben Feydeau Seven und Davidson du Pont auch noch 3 REBELLA MATTERS (Christophe Martens) und 12 ZACON GIO meinte, für dessen Amérique-Fahrt etwas überraschend der Schwede Björn Goop verpflichtet wurde, was automatisch zur Folge hat, dass der ursprünglich vorgesehene und auch in drei von vier Fahrten hinter dem italienischen Crack zum Einsatz gekommene Alexandre Abrivard nun auf die Strafbank muss und sich das Jahreshighlight des europäischen Trabrennsports als Zuschauer anschauen kann. Rein “mathematisch” gesehen heißt die Gleichung für Sonntag also: Ein Etonnant gegen vier Bazires. Ohne vorab zu wissen, wie die Renntaktik aussehen wird, ist zumindest eines im Vorfeld bereits klar: Es wird schon eine regelrechte “Überleistung” Etonnants bedürfen, wenn er tatsächlich dieses Rennen gewinnen möchte. Sein niederländischer Trainer und Besitzer Richard Westerink träumt seit vergangenem Dienstag stärker denn je von einem Sieg im “la belle”, nachdem er in den Jahren 2012 bis 2017 mit Etonnants Vater Timoko nicht weniger als sechsmal den Versuch unternahm, dieses große und bedeutsame Rennen zu gewinnen – und sechsmal scheiterte! Neben der ziemlich schlagkräftigen Armada aus dem Hause Bazire müsste Etonnant aber auch noch 13 andere Gegner hinter sich lassen, um den im wahrsten Sinne des Wortes “american dream” von Richard Westerink Realität werden zu lassen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass in diesem elitären Feld kein einziger Teilnehmer dabei ist, den man mit der in der Rennbahnsprache gemeinhin  eher wenig respektvollen Vokabel “Vollstreicher” bezeichnen könnte. Alle wollen gewinnen – und rein vom Potenzial her könnten sie das theoretisch gewiss auch, sonst wären sie nicht mit dabei. Mit fünf Jahren der jüngste, aber ganz sicher nicht der schlechteste Teilnehmer im Feld ist 4 HOHNECK (Francois Lagadeuc), der sich im Laufe des letzten Jahres zunächst die Spitzenposition in einem, speziell in der Breite sehr leistungsstarken Jahrgang holte, um sich dann am zweiten Weihnachtsfeiertag mit dem Erfolg im “Critérium Continental” mit einer Fahrkarte für den “Amérique” selbst zu beschenken. Selbstredend geht der junge Hengst mit dem erst 28-jährigen Aufsteiger der letzten Saison in seine bislang schwierigste Prüfung, doch hat er sich bisher konsequent an seinen Gegnern steigern können und sich dabei eine schlichtweg überragende performance zusammengelaufen. Von seinen bisherigen 28 Starts endete er 26 Mal auf den Plätzen eins bis drei! 6 GU D`HERIPRE (Franck Nivard) ist immerhin der Vorjahresdritte, doch ist der Hengst nach einer schweren Verletzung lange Zeit außer Gefecht gewesen und meldete sich quasi erst auf den letzten Drücker wieder zurück. Nach lediglich zwei Starts seit seinem Comeback ist er verständlicherweise noch nicht wieder der Alte, doch wird ihm jeder weitere Auftritt ein Stück näher zurück an seine Bestform bringen. Gänzlich abschreiben sollte man ihn nicht; richtig aufgedrängt hat er sich bei den beiden Rennen freilich auch nicht. Die erst am letzten Sonntag im “Cornulier” als Siegerin vom Platz gegangene 10 FLAMME DU GOUTIER (Theo Duvaldestin), ihre diesbezügliche Vorgängerin 16 BAHIA QUESNOT (Matthieu Abrivard), die in diesem Winter bislang noch nicht so recht “in die Hufe ” findende Vorjahresvierte 14 DELIA DU POMMEREUX (David Thomain) oder auch der erst im “Belgique” sich mit der allerletzten Möglichkeit qualifizierte 5 DIABLE DU VAUVERT (Tony Le Beller) werden sich die Abwesenheit von Face Time Bourbon und die dadurch für sie selbst gestiegenen Chancen ebenso zu Nutze machen wollen, wie der “Bourgogne”-Sieger 12 COKSTILE (Gabriele Gelormini), dem allerdings der Weg hier vielleicht etwas zu lang werden könnte, um einen ähnlichen Husarenstreich wie vor vier Wochen zu praktizieren. Von den beiden Italienern gefällt 15 VIVID WISE AS (Matthieu Abrivard) momentan um einiges besser als der vom Trainer selbst gefahrene 13 VITRUVIO (Alessandro Gocciadoro), dessen definitive Zusage nach einer alles andere als optimalen Vorbereitung erst unter der Woche bestätigt wurde. Bleiben von den übrigen Teilnehmern noch 7 CHICA DE JOUDES (Alain Laurent), deren Teilnahme lange Zeit am seidenen Faden hing und “everybodys darling” 18 BILLIE DE MONTFORT (Pierre-Yves Verva), die in ihrem letzten Jahr bereits zum fünften Mal in Folge den “Amérique” in Angriff nimmt und bereits vor dem Rennen  die “Siegerin der Herzen” ist. Der schwedische Hengst 8 POWER (Robert Bergh) wäre in Bestform und bei einem für ihn passenden Rennen hingegen nicht völlig unmöglich und könnte hier als Pferd für die Überraschung herhalten. Nachdem Face Time Bourbon gestrichen wurde, kursierten übrigens eine Zeitlang diverse Gerüchte, dass der nun frei gewordene französische Champion Eric Raffin für die Fahrt hinter Power im Gespräch sein würde, was sich aber nicht bestätigt hat und somit der Trainer selbst als Fahrer hinter dem “UET-Sieger” von 2020 sitzen wird. 1 GALIUS (Yoann Lebourgeouis) bekam seine Startberechtigung als Sieger des “Prix Ténor de Baune”, doch werden dem letztjährigen “Critérium des 5 ans”-Sieger in diesem Feld eher Außenseiterchancen eingeräumt.pferdewetten.de-Tipp:  17 DAVIDSON DU PONT – 9 ETONNANT – 4 HOHNECK  chancenreicher Außenseiter: 8 POWER
Neben dem “Prix d`Amérique” kommen am Sonntag noch zwei weitere, jeweils neu geschaffene Gruppe I-Rennen zur Austragung. Im als 8.Rennen gelaufenen “Sulky World Cup 4 ans” (Gruppe I, 300.000 €, 2700 Meter) wird sich der in seiner Karriere nach zuvor zwölf Siegen erst ein einziges Mal geschlagene 10 IZOARD VEDAQUAIS (Eric Raffin) ganz sicher an seiner Bezwingerin aus dem “Critérium des 3 ans” 8 IDYLLE SPEED (Alexandre Abrivard) revanchieren wollen. Doch selbst wenn ihm dies gelingen sollte, wäre das nicht zwingend gleichbedeutend mit einem Sieg, denn auch 15 CALLMETHEBREEZE (Andrea Guzzinati), 5 DUSKTODAWN BOOGIE (Jean-Michel Bazire), 12 IDEALE LIGNERIES (Franck Nivard) und vor allem der kürzlich (dreijährig!) in sensationellen 10,7 / 2100 Meter gelaufene 2 IDAO DE TILLARD (Clément Duvaldestin) melden in diesem wahrlich überragend besetzten Vierjährigen-Rennen ihre Ansprüche an, was mit Abstrichen auch für Italiens Derbysieger 14 CHARMANT DE ZACK (Matthieu Abrivard), sowie dessen runner up 13 CAPITAL MAIL (Mario Minopoli jr.) gilt.pferdewetten.de-Tipp:  10 IZOARD VEDAQUAIS – 2 IDAO DE TILLARD – 12 IDEALE LIGNERIES chancenreicher Außenseiter: 8 IDYLLE SPEED

Im 9.Rennen wird dann planmäßig um 17.35 Uhr der “Sulky World Cup 5 ans” (Gruppe I, 300.000 €, 2700 Meter) entschieden. Ausnahmslos Fünfjährigen ist dieses Rennen vorbehalten, wobei sich ein Großteil der französischen Jahrgangsspitze ein Stelldichein mit einigen Ausländern gibt. Jean-Michel Bazires 11 HOOKER BERRY unterlag nun dreimal in Folge dem französischen Jahrgangsprimus Hohneck, der diesmal allerdings nicht mit dabei sein wird, da er sich bekanntlich eine Etage höher im “Prix d`Amérique” versucht. Gemeinsam mit dem offensichtlich immer stärker werdenden 9 HUSSARD DU LANDRET (Benoît Robin) könnte er somit die besten einheimischen Chancen geltend machen, wenngleich auch der letztjährige Critériums-Sieger und im Anschluss mehrfach sehr unglücklich agierende 5 HASTRONAUTE (Matthieu Abrivard) prinzipiell für den Sieg in Frage kommt. Italien schickt erneut den vom deutschen Trainer Holger Ehlert vorbereiteten Derbysieger von 2020 11 BLEFF DIPA (Pierre Levesque) ins Rennen, der sich bei seinen beiden bisherigen Meetings-Auftritten mehr als passabel präsentierte. Auch 1 BUBBLE EFFE (Alessandro Gocciadoro), der erst noch am vergangenen Sonntag  in einem Gruppe III-Rennen als Zweiter gleichfalls eine gute Figur abgab, sowie die letztjährige schwedische Stutenderby-Dritte 7 SAYONARA (Björn Goop) würden gerne dafür sorgen, dass der Löwenanteil der Siegprämie nicht in Frankreich bleibt. pferdewetten.de-Tipp: 11 HOOKER BERRY – 9 HUSSARD DU LANDRET – 11 BLEFF DIPA  chancenreicher Außenseiter: 5 HASTRONAUTE

Dem sportlichen Anlass entsprechend beginnt das aus insgesamt elf Rennen bestehende sonntägliche Spektakel in Vincennes bereits um 12.00 Uhr. Alle Rennen sind selbstverständlich auch in vollem Umfang auf www.pferdewetten.de zu bewetten und auch zu verfolgen.