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Sonntag:  “Prix de l`Île de France” in Vincennes um 200.000 € – Letzter Auftritt von Matthieu Abrivard im Sattel

(dip) Exakt 15 Tage nach dem “Prix de Cornulier” kommt es am Sonntag auf dem Plateau de Gravelle in Vincennes zu einem neuerlichen Aufeinandertreffen der besten französischen Satteltraber. Im fälschlicherweise oftmals als “Cornulier”-Revanche bezeichneten “Prix de l`Île de France” (Gruppe I, 200.000 €, 2175 Meter) machen sich insgesamt neun Monté-Cracks – und damit sogar zwei mehr als in der letztjährigen Ausgabe dieses Klassikers – auf die Jagd nach Ruhm, Ehre und viel Geld, wobei der Weg für die Teilnehmer diesmal deutlich kürzer sein wird, als im wichtigsten und wertvollsten Trabreiten der Welt vor zwei Wochen. Neben Distanz und dem gerade einmal fast nur halb so kopfstarken Teilnehmerfeld, ist vor allem auch die Abwesenheit der “Cornulier”-Siegerin Flamme du Goutier ein klares Indiz dafür, dass die Bezeichnung “Revanche” für dieses vorletzte Gruppe I-Monté dieses Wintermeetings ad absurdum zu sehen ist. Wie auch immer, stark und interessant besetzt ist dieses Neuner-Feld dennoch, und gäbe es tatsächlich einen direkten und in seinem sportlichen Ausgang vor allem auch immer hundertprozentig zutreffenden Zusammenhang zwischen Rennsport und Logik, bzw. Statistik, dann müsste die Siegerin in diesem Rennen 4 GRANVILLAISE BLEUE (Camille Levesque) heißen. Nach keineswegs optimalem Rennverlauf war die Stute im “Cornulier” gegen den kurzen, aber geradezu explosionsartigen und vor allem effektiven Speed der späteren Siegerin zwar chancenlos, doch verteidigte die Sechsjährige immerhin den Ehrenplatz. Den Ehrenplatz in einem Gruppe I-Rennen, wohlgemerkt, wobei sowohl Pferd, als auch Reiterin dieses Gefühl nicht zum ersten Male erleben durften (oder mussten), denn bereits im letzten Jahr gab es im “Prix de Normandie” und im “Prix des Elites” zweite Ränge auf höchster Ebene. Verdient hätte es Granvillaise Bleue also allemal, und da die Gallier-Stute im vergangenen Jahr auch schon drei Halbklassiker an sich reißen konnte, gibt es keinerlei Zweifel darüber, dass sie über ausreichend Potenzial verfügt, auch diesen Klassiker am Sonntag gewinnen zu können. Dass ein Sieg in einem Gruppe I-Rennen etwas ganz Besonderes ist, durfte Camille Levesque übrigens schon einmal selbst erleben. 2019 war es Dexter Fromentro, mit dem sich die Tochter des dreimaligen “Prix d`Amérique”-Siegfahrers Pierre Levesque ihr erstes und bislang einziges Gruppe I-Rennen holte – und zwar in genau diesem Rennen! Ein gutes Omen also für die 33-Jährige, die bereits im Alter von 16 Jahren ihren ersten Sieg im Pariser “temple du trot” feiern und bis zum heutigen Tag insgesamt 193 Rennen gewinnen konnte. Nun soll also der nächste Schritt in Richtung der 200er Marke erfolgen, was gewiss auch möglich erscheint, aber natürlich kein Selbstläufer werden dürfte. Zwar ist die Gegnerschaft zahlenmäßig recht überschaubar, die Qualität des Rennens hat es aber trotzdem in sich. Immerhin sind mit 8 ETOILE DE BRUYERE (Adrien Lamy), 9 BAHIA QUESNOT (Matthieu Abrivard) und 5 GLADYS DES PLAINES (Mathieu Mottier) die Dritt – bis Fünftplatzierten aus dem “Cornulier” ebenfalls mit von der Partie. Zwischen Granvillaise Bleue, Etoile de Bruyère und Bahia Quesnot lagen im Ziel nur wenige Zentimeter, so dass eine Formumkehr generell sicher nicht ausgeschlossen werden kann. Trainer Charles Dreux wusste unter der Woche zudem zu berichten, dass seine 8 ETOILE DE BRUYERE, die im letzten Jahr im “Île de France” übrigens Vierte war, momentan noch etwas stärker sei, als vor zwei Wochen. Auch der diesmal deutlich kürzere Weg sei kein Nachteil, da sie auf allen Distanzen gut funktioniere. Die Konkurrenz ist also vorgewarnt, aber ernst nehmen muss man die Stute ja ohnehin, denn die kurz vor dem Überspringen der 1 Million Euro-Hürde stehende Achtjährige ist seit Jahren das sprichwörtliche Muster an Beständigkeit und auch auf höchster Ebene längst mehr als nur bewährt. Dreimal in Folge belegte sie im “Cornulier” einen Podiumsplatz und mit dem “Prix de Normandie” (2019) hat sie sich auch schon einen Klassiker an ihren Schweif binden können. Für 9 BAHIA QUESNOT und ihren Reiter wird dieses Rennen neben dem rein sportlichen Wert gewiss auch noch eine besondere emotionale Bedeutung haben, denn Matthieu Abrivard hat bereits vor einigen Tagen seinen baldigen Abschied aus dem Monté-Lager angekündigt. Der soll nun nach diesem Rennen erfolgen, was den dreimaligen französischen Champion in diesem Metier zweifellos noch einmal besonders motivieren wird. Mit der im vergangenen Jahr sensationell siegreich gewesenen “Cornulier”-Siegerin, für die die sportliche deadline am 31.März ebenfalls in nicht mehr all zu weiter Ferne liegt, hat Abrivard noch einmal ein richtig heißes Eisen im Feuer, wie man erst vor zwei Wochen beim abermals starken Auftritt der Guelpa-Stute feststellen konnte. Dass Bahia Quesnot  als einzige Teilnehmerin im gesamten Feld komplett beschlagen aufgeboten wird, sollte bei ihrem Wettanhang für keinerlei Beunruhigung sorgen, denn auch bei ihrem letztjährigen “Cornulier”-Sieg ging sie barfuß ins Rennen. 5 GLADYS DES PLAINES, die vor 15 Tagen nach einem Schwächemoment im Schlussbogen noch einmal wiederkam und sich zumindest noch etwas anzeigte, wird sich gleichfalls mit berechtigten Siegchancen in dieses Rennen begeben. Frankreichs Champion Mathieu Mottier, der seinen im Jahr 2020 erstmals errungenen Titel im “étrier d`or” in der vergangenen Saison mit spektakulären 96 Jahressiegen überlegen verteidigte, geht mit dem letztjährigen “Normandie”-Sieger gut gerüstet in dieses Rennen und hat ganz nebenbei auch eine positive “head to head”-Bilanz gegenüber Granvillaise Bleue zu bieten, was deren Reiterin Camille Levesque kürzlich sogar öffentlich in einem Interview erwähnte, womit sie der Mottier-Stute gleichzeitig auch eine gehörige Portion Respekt zollte. 2 FLORIDA SPORT (Paul Ploquin) dürfte diejenige im Feld sein, die am meisten von der kurzen Distanz profitieren wird. Nimmt man den in jederlei Hinsicht überzeugenden Sieg der Stute aus dem Gruppe III-Rennen Mitte Dezember als Maßstab, wo sie in nicht wirklich langsamen 10,4 über 2175 Meter gewann (zum Vergleich: der Rennrekord im “Île de France”, erzielt von Bilibili im Jahr 2020, liegt bei 1:10,0 ), wird die Konkurrenz mehr als nur gewarnt sein. 6 ZARENNE FAS (Alexandre Abrivard) lieferte im “Prix du Calvados” der späteren Siegerin Fantaisie einen großen und langen Kampf, kam aber trotz aller Bemühungen nicht an ihr vorbei. Rang zwei war letzten Endes das, was man gemeinhin als einen “gefühlten Sieg” bezeichnet. Als gebürtigem Italiener dürfte dem Sohn des weltbesten Trabrennpferdes aller Zeiten der kurze Weg prinzipiell zumindest nicht unsympathisch sein und mit Alexandre Abrivard hat er immerhin den französischen Monté-Champion von 2017 und 2019 als Partner. Ebenfalls italienischer Nationalität ist 1 VAPRIO (Nathalie Henry), der sich im “Cornulier”-Rahmen ein um allerdings einiges schwächer besetztes Monté mit großer Überlegenheit sichern konnte. Für den Gocciadoro-Schützling ist das kleine Feld ebenso ein klarer Vorteil, wie die kurze Strecke. Auch die ihn erneut reitende Nathalie Henry, die in ihrer glanzvollen Karriere nicht weniger als 46 Gruppe-Siege und sechs klassische Erfolge feiern konnte, wird sicherlich nicht gegen den Achtjährigen sprechen. Fraglich bleibt somit einzig, ob der Hengst bei seinem erst dritten Start in einem Trabreiten auch in der höchstmöglichen Kategorie bestehen kann. Einiges gutzumachen hat hingegen 3 FREEMAN DE HOUELLE (Eric Raffin), der nun zweimal deutlich unter den Erwartungen blieb, nachdem er im vergangenen Jahr fast ausnahmslos auf den ersten drei Plätzen endete. Ohne deutliche Steigerung wird es der Hengst hier ebenso schwer haben wie 7 BILOOKA DU BOSCAIL (Sébastien Pasquier), die im “Calvados” als Dritte schon sehr deutlich hinter Zarenne Fas endete und anschließend im “Cornulier” keine Rolle spielte. Der “Prix de l`Île de France” wird am Sonntag als 6.Rennen um 16.25 Uhr gestartet. 
pferdewetten.de- Tipp: 4 Granvillaise Bleue –  5 Gladys des Plaines – 8 Etoile de Bruyère  chancenreicher Außenseiter: 2 Florida Sport