(mf) Kuriositäten gibt es häufiger im deutschen Pferderennsport, sei es beim Wettgeschäft oder der Terminplanung. Am Sonntag kommt wieder einmal beides zusammen. Straubing veranstaltet ab 11.00 Uhr, weil das Programm mit PMU-Prüfungen beginnt, Gelsenkirchen geht ab 13.30 Uhr in die Überholspur, um eine knappe Stunde später, wenn die Bayern mit ihren acht Rennen „durch“ sind, Alleinveranstalter zu sein. So weit, so gut. Oder auch, so schlecht, denn insgesamt 21 Rennen über einen Zeitraum von gut sieben Stunden verlangen dem Fan schon einiges von dem ab, was man bei den Vierbeinern als Stehvermögen bezeichnet.
Doch es kommt noch besser: Während die V7, im Trabrennsport nicht zu Unrecht als Königswette bezeichnet, an den bisherigen Renntagen des Jahres erst fünf Mal gespielt werden konnte, wird das am Sonntag gleich zweimal der Fall sein. Wer das Positive sieht, wird sagen: immerhin nicht gleichzeitig, denn zwischen dem letzten Straubinger und dem ersten Gelsenkirchener V7-Rennen ist reichlich Luft. Die wird der geneigte Wetter auch benötigen, da dort ein Jackpot von rund 9.000 Euro, verbunden mit einer Garantie-Auszahlung von mehr als 22.000 Euro wartet.
Trotzdem wird vielfach die Frage gestellt, ob so eine Konstellation sein muss. Einmal, im Oktober, gab es Vergleichbares schon, und Gelsenkirchen entkam damals nur knapp einem Umsatz-Desaster. Obwohl sämtliche Experten geglaubt hatten, an jenem Tag würde die auf dem Papier kinderleicht wirkende Mariendorfer V7 niemanden interessieren, die richtig anspruchsvolle und im Gewinnfall mit viel Geld verbundene Gelsenkirchener dagegen schon, kam es genau andersherum. In Mariendorf wurde offenbar nicht unbedingt viel kombiniert, dafür aber mit deutlich erhöhtem Grundeinsatz agiert, so dass der Veranstalter mehr als zufrieden sein konnte. Die Mehrzahl der Wetter eher nicht, denn ein einzige krasser Außenseiter zwischen sechs „normalen“ Siegern ließ die meisten Wettscheine platzen. Danach schien das Geld alle zu sein bei den V7-Wettern, denn das unbestritten attraktive Programm in Gelsenkirchen brachte es in dieser Wettart nur auf kümmerliche 8.660 Euro. 12.000 Euro hätte man benötigt, um die Garantie plus Kosten wie Provisionen, HVT-Abgabe usw. zu erwirtschaften, und angesichts solcher Zahlen war man noch froher als sonst, dass kein Wetter die sieben Sieger auf den Schein gebracht hatte und somit keine Auszahlung stattfand.
Und was passiert Sonntag? Niemand weiß es, außer, dass die Kollision vermeidbar gewesen wäre. Straubing „muss“ eine V7 anbieten, das verlangt das vor knapp einem Jahr mit großem Erfolg gestartete „Straubinger Versprechen“, und jeder in Deutschland kennt es. Gelsenkirchen dagegen hätte seinen Jackpot dagegen nicht, was ohnehin äußerst unpopulär ist, „schieben“ müssen, denn kürzlich hatte man auch an einem Montag Mittag ein tolles Programm. Und dass man an so einem Tag ein gewaltiges Geschäft machen kann, hat genau wer schon bewiesen? Richtig, Straubing, als man mit einem genauso hohen Jackpot in einer V7 sagenhafte 55.000 Euro Umsatz erzielte.
Mindestens so spannend wie die beiden V7-Wetten selber wird also sein, wie die Wetter am Sonntag auf das Angebot reagieren.