(dip) Exakt zwei Wochen nach dem “Prix d`Amérique” treffen sich die Protagonisten aus dem Pariser Millionenrennen erneut auf dem Plateau de Gravelle. Dabei hat der “Prix de France” (Gruppe I, 400.000 €, 2100 Meter) in der diesjährigen Ausgabe erfreulicherweise deutlich mehr Resonanz gefunden, als im vergangenen Jahr. Vor fast auf den Tag genau zwölf Monaten fanden sich lediglich neun Pferde hinter dem Startwagen ein, was im Vorfeld ein eher unspektakuläres, möglicherweise sogar langweiliges Rennen befürchten ließ, zumal es mit dem auf 1,2:1 heruntergewetteten Face Time Bourbon auch den Ultra-Favoriten schlechthin gab. Dass es aber ausgerechnet dieses Rennen sein sollte, das im Nachhinein bedingt durch die völlig unerwartete Niederlage des Top-Favoriten gegen Délia du Pommereux einerseits für einen nahezu sensationellen sportlichen Ausgang, zum anderen aber auch für wochenlangen Gesprächsstoff sorgte, weil der (all)mächtige Haupteigner Face Time Bourbons, Antonio Somma, nur wenige Stunden nach dem Rennen den seiner Meinung nach einzig Verantwortlichen dieser “Schmach” – nämlich Fahrer Björn Goop – zunächst öffentlich brandmarkte, um anschließend in einer beispiellos armseligen, selbst inszenierten Live-Videobotschaft einen der besten, fairsten und ganz nebenbei auch noch sympathischsten Sportsmänner der Trabrennsport-Szene gleichermaßen zu feuern und gar öffentlich zu demütigen, kam nahezu aus heiterem Himmel. Dass es auch in diesem Jahr wieder zu ähnlich dramatischen Zwischenfällen abseits des sportlichen Geschehens kommen wird, ist allein deshalb schon eher unwahrscheinlich, weil Face Time Bourbon nach seiner relativ späten Absage für den “Amérique” auch diesem Rennen fern bleiben muss. Dass aber mit dem frischgebackenen “Prix d`Amérique”-Vierten 1 VIVID WISE AS (Matthieu Abrivard) ein anderer Vertreter aus dem Besitz des charismatischen und mitunter auch recht eigenwilligen Signor Somma in dieser Sprinterprüfung dabei ist, darf in diesem Zusammenhang durchaus als besondere Pointe bezeichnet werden. Und da der italienische Blitzstarter auf der Kurzstrecke ohnehin zu Hause ist, er es mit der inneren Startnummer auch alles andere als schlecht erwischt hat und somit fast schon folgerichtig zur Gruppe der Top-Favoriten auf den Sieg zu zählen ist, darf Somma möglicherweise sogar trotz des Fernbleibens seines weltbesten Pferdes von einem Erfolg in diesem Rennen träumen. Titelverteidigerin 3 DELIA DU POMMEREUX (David Thomain) tat sich im gesamten Winter überraschend schwer und konnte eigentlich zu keiner Phase auch nur ansatzweise überzeugen. Gänzlich abschreiben sollte man sie natürlich nicht, andererseits hat sie aber zuletzt eben zu keiner Phase Angst und Schrecken verbreitet. Immerhin ist die “3” eine gute Ausgangsposition und auch der Fahrerwechsel auf David Thomain wird zumindest zu einem Teil auch der Hoffnung geschuldet worden sein, dass auf den letzten Drücker vielleicht doch noch etwas bei der Stute bewirkt werden kann. Trotzdem mag man irgendwie nicht glauben, dass Délia du Pommereux das zehnte Pferd der Geschichte sein wird, das diesen “Prix de France” zum zweiten Mal gewinnt. Andererseits: Mochte man im letzten Jahr glauben, dass sie Face Time Bourbon schlagen würde? Nicht sonderlich gut ist bei der Auslosung der Startplätze dagegen 8 DAVIDSON DU PONT (Nicolas Bazire) weggekommen. Der diesjährige “Prix d`Amérique”-Sieger, der im letzten Jahr in diesem Rennen übrigens ebenso zeitig an einer Galoppade scheiterte, wie im diesjährigen “Prix de Bourgogne”, der aufgrund der exakt identischen Distanz als durchaus valider Vergleich herangezogen werden darf, hat es von fast ganz außen aber immer noch besser erwischt, als 10 ETONNANT (Anthony Barrier), der mit der Position ganz innen in der zweiten Startreihe vorlieb nehmen muss. Als Bezwinger von Face Time Bourbon im “Prix du Bourbonnais”, was rein vom Sensationsfaktor her sogar noch über dem Triumph von Délia du Pommereux aus dem letztjährigen “Prix de France” stand, galt der Schützling von Richard Westerink schon ziemlich früh als einer derer, denen man auch im “Amérique” eine wichtige, vielleicht sogar entscheidende Rolle zutrauen würde. Am Ende war es ein enttäuschender 8.Platz, den das Team um den Timoko-Sohn natürlich so nicht stehen lassen möchte. “Alles, außer der 10” scherzte Anthony Barrier noch kurz vor der Auslosung für dieses Rennen auf die Frage nach seiner Wunschnummer in der zweiten Reihe. Dass es nun doch zum diesbezüglichen “worst case” gekommen ist, lässt somit auch seine Chancen auf den Sieg zumindest etwas schwinden. “Bourgogne”-Sieger 7 COKSTILE (Gabriele Gelormini) hat es zwar auch nicht optimal erwischt, kann aber aufgrund seines immensen Antritts auch mit dieser Nummer sicher gut leben. Spannend wird natürlich der Auftritt von 5 ZACON GIO (Jean-Michel Bazire) sein, der bis zum heutigen Tage ein “gebrauchtes Wintermeeting” erlebt hat. Mit sehr vielen Vorschusslorbeeren ausgestattet, wurde der Italiener anlässlich der vielen lukrativen Winterrennen eigens unter die Obhut Jean-Michel Bazires gestellt. Der fuhr den vierfachen Gruppe I-Sieger lediglich einmal im “Bourbonnais”, wo er als Vierter auch keine schlechte Figur abgab, zumal er dort auf einer alles andere, als für ihn optimalen Distanz unterwegs war. Da Bazire aber Bazire ist, und Zacon Gio trotz all seiner unbestrittenen Klasse “nur” einer von mehreren Cracks im Quartier des zwanzigfachen französischen Champions ist, durften in den drei übrigen Rennen dieses Winters andere Fahrer hinter dem einstigen “International Trot”-Sieger Platz nehmen. Das Ergebnis ist eine ziemlich ernüchternde Bilanz, die dem wahren Leistungsvermögen des Hengstes in keinster Weise gerecht wird. Nun aber scheint alles zu passen: Der “maître” fährt selbst, die Startnummer 5 ist gut und die Distanz noch besser. Die Eisen sind komplett ab, die Erwartungshaltung und auch die Hoffnung, speziell aus italienischen Fan – und vornehmlich natürlich Besitzerkreisen, so hoch wie nie! Direkt neben Zacon Gio startet 6 FLAMME DU GOUTIER (Theo Duvaldestin), die durch den Sieg im “Cornulier” und dem anschließenden dritten Rang im “Amérique” innerhalb einer einzigen Woche mal eben die Kleinigkeit von 455.000 € verdiente und damit zur besten französischen Stute des F-Jahrgangs, oder anders ausgedrückt, zum weiblichen Pendant zu Face Time Bourbon avancierte. Auch sie wird man zumindest mit auf der Rechnung haben, wenngleich die kurze Startfolge dieser bleischweren Rennen auf höchstmöglichem Level auch irgendwann an die Substanz gehen werden. Immerhin könnte ihr mit der “6” aber das bevorzugte und sicher auch gewünschte Rennen auf Warten ermöglicht werden, was angesichts ihres teils explosionsartigen Speeds, wie man ihn zum Beispiel im “Cornulier” bewundern durfte, nicht die schlechteste Taktik für die Stute wäre. 2 BAHIA QUESNOT (Junior Guelpa) und auch 4 BILLIE DE MONTFORT (Pierre-Yves Verva) werden bei ihren möglicherweise letzten Auftritten ihrer jeweils ruhmreichen Karrieren – spätestens am 31.März ist für die Pferde aus dem B-Jahrgang das Arbeitsleben beendet – zumindest noch einige Sympathiepunkte sammeln, wobei man gerade bei Billie de Montfort mit voreiligen sportlichen Prognosen vorsichtig sein sollte. Schon einige Male mehr oder weniger abgeschrieben, kam von ihr immer gerade dann wieder mal ein Lebenszeichen der besonderen Art, wie zuletzt im “Bourgogne”, den sie als Dritte beendete, was man der insgesamt fünfmaligen(!) “Amérique”-Teilnehmerin im Vorfeld kaum zugetraut hat. 9 VITRUVIO (Alessandro Gocciadoro), 12 EXPRESS JET (Franck Nivard), sowie der diesmal keinem Geringeren, als dem französischen Champion anvertraute schwedische Hengst 11 POWER (Eric Raffin) werden es nicht nur aufgrund der ungünstigen Ausgangspositionen nicht leicht haben. Auch die diesmal nach Zacon Gio als zweite Farbe von Trainer Jean-Michel Bazire ins Rennen gehende 13 REBELLA MATTERS (Christophe Martens), die eisenharte, von ihrem Fahrer aber nur höchst selten ökonomisch um den Kurs gesteuerte 14 CHICA DES JOUDES (Alain Laurent), sowie der zuletzt im “Luxembourg” in der entscheidenden Phase nicht steigerungsfähig gewesene 15 FAKIR DU LORAULT (Francois Lecanu) wären als Sieger dieses Rennens eine Überraschung. Die Startzeit des “Prix de France” wurde am Sonntag auf 15.15 Uhr terminiert. Unmittelbar zuvor kommt es im “Prix Louis Le Bourg” (Gruppe II, 120.000 €, 2850 Meter) in einem Trabreiten zu einem neuerlichen Duell zwischen dem mittlerweile entthronten Ex-Jahrgangsleader 8 ICI C`EST PARIS (David Thomain) und der aktuellen französischen Nummer eins 7 IDEALE DU CHENE (Paul Ploquin). Die letzten beiden direkten Aufeinandertreffen gingen an die Ploquin-Stute, wobei speziell die Demonstration am zweiten Weihnachtstag auf Gruppe I-Parkett merklich Eindruck hinterlassen hat. Dem an 5.Stelle der Nachmittagskarte gelegten, recht offen anmutenden Gruppe III-Rennen (“Prix de Rouen”, 90.000 €, 2850 Meter), in dem mit 5 GOELAND D`HAUFOUR (Charles Bigeon), 8 USAIN TÖLL (Gabriele Gelormini) und 11 GAMAY DE L`ITON (Eric Raffin) drei frische Sieger an den Ablauf kommen, folgt dann gegen 17.00 Uhr als 7.Rennen mit dem “Prix Ovide Moulinet”(Gruppe II, 120.000 €, 2700 Meter) das vierte und letzte Gruppe-Rennen dieses ereignisreichen und aus sportlicher Sicht hochklassigen Sonntags. Favorit dieses zweiten Halbklassikers des Tages könnte wieder einmal 10 HOHNECK (Francois Lagadeuc) werden, doch ist auch 9 HOOKER BERRY (Jean-Michel Bazire) nach einer Serie von zweiten und dritten Plätzen für einen Sieg langsam überfällig.
pferdewetten.de-Siegtipp des Tages: 307 Idéale du Chênepferdewetten.de-Platztipp des Tages: 710 Hohneckpferdewetten.de-Außenseiter des Tages: 405 Zacon Gio

Sonntag: Exzellenter Sport in Vincennes mit dem “Prix de France” als top act – Zwei Halbklassiker und ein Gruppe III-Rennen im Rahmen
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