(dip) “Kleine Felder – große Gelder”. Wer kennt ihn nicht, diesen oftmals, vor allem zu Propagandazwecken benutzten Ausspruch aus dem großen und schier unerschöpflichen Repertoire an Weisheiten und Kalauern, die der Pferdesport so zu bieten hat? Vielfach belächelt, andererseits aber auch nicht selten durch Favoritenstürze, Außenseitersiege oder im Vorfeld kaum zu erwartenden Einlaufkombinationen bestätigt, scheiden sich bei solchen, oder ähnlich weisen Erkenntnissen nach wie vor die Geister. Dass es allerdings Rennen mit zahlenmäßig eher dünnerer Besetzung gibt, die mitunter ihren ganz besonderen Reiz haben, ist hingegen weniger strittig. Und wenn es sich in dem erwähnten schmalen Teilnehmerfeld auch noch um zweifelsfrei bessere Pferde handelt, wie es am Donnerstag im 3.Rennen der Nachmittagskarte in Vincennes der Fall ist, kann sich selbst ein Feld mit sieben Startern zu einem eyecatcher der besonderen Art entpuppen. Im “Prix de Nevers” (Gruppe III, 90.000 €, 2850 Meter) treffen sich fünf Hengste und zwei Stuten aus dem besonders in der Breite recht guten französischen H-Jahrgang der 2017 geborenen Pferde. Nachdem es lange Zeit aufgrund der außergewöhnlich großen Leistungsdichte schwierig war, den oder die Jahrgangsbeste(n) zu ermitteln, neigte sich die Waage im Laufe des vergangenen Jahres dann immer mehr und letzten Endes auch ziemlich eindeutig zu Hohneck, der sich sogar auf direktem Weg für den Prix d`Amérique qualifizieren konnte und dort einen mehr als respektablen 5.Platz erzielte. Hohneck selbst ist in dieser Prüfung zwar nicht mit dabei, dafür aber dessen jüngster Bezwinger 7 HOOKER BERRY (Jean-Michel Bazire). Exakt elf Tage ist es her, dass der zwanzigfache französische Champion der Berufsfahrer mit seinem Crack den Jahrgangsbesten dank einer famosen Speedleistung und einer überragenden Schlusshalben von 1:06,7 in die Schranken weisen und damit gleichzeitig einen Prestige-Erfolg der besonderen Art feiern konnte. Er hat nicht nur den Besten seiner Generation geschlagen, sondern sich zugleich erfolgreich und eindrucksvoll für die erlittene Niederlage, vier Wochen zuvor an gleicher Stelle, revanchiert. Normalerweise würde man aus dieser Leistung fast schon automatisch eine klare Favoritenstellung für dieses Rennen ableiten, zumal neben Hohneck auch andere klangvolle Namen aus dem Jahrgang fehlen werden. Helgafell glänzt beispielsweise ebenso durch Abwesenheit, wie Hussard du Landret, und auch der Sieger aus dem “Critérium des 4 ans” Hastronaute bleibt dieser Aufgabe fern. Trotzdem wird diese Prüfung alles andere, als ein Selbstläufer, denn mit 6 HAVANAISE (Franck Nivard) kommt eine frischgebackene Gruppe I-Siegerin an den Ablauf. Doch damit nicht genug: in besagtem Klassiker, dem in diesem Winter erstmals überhaupt ins Programm aufgenommenen “Prix Bold Eagle”, schlug Havanaise vor dreieinhalb Wochen keinen Geringeren als Hooker Berry! Erneut also kann sich der Bazire-Crack für eine kürzliche Niederlage revanchieren, so wie er es bei Hohneck auch schon tat. Ob es ihm auch diesmal wieder gelingen wird? Beide Pferde sind in absoluter Bestform, zwischen ihnen liegt nicht viel, so dass es gut möglich ist, dass der Rennverlauf den entscheidenden Unterschied ausmachen wird. Ein eher taktisches Rennen scheint fast schon vorprogrammiert; beide werden ihre Interessen wahren wollen. Bazire hätte mit seinem kleinen Speedmonster Hooker Berry gewiss nichts gegen eine möglichst zügig gelaufene Partie. Franck Nivard hingegen dürfte genau daran eher wenig Interesse haben. Und bei nur sieben Pferden wird das Ganze, speziell aus dieser taktischen Betrachtungsweise fast sogar schon spannend. Wer setzt sich mit der Taktik durch? Oder gibt es unter Umständen vielleicht so etwas, wie einen “lachenden Dritten”? Das wäre dann vermutlich die Rolle von 4 HOKKAIDO JIEL (Alexandre Abrivard), der in den letzten Wochen und Monaten oftmals nicht wirklich mit Fortuna im Bunde war und viel Pech hatte. Unlängst im erwähnten “Prix Bold Eagle”, den Havanaise vor Hokker Berry für sich entschied, war Hokkaido Jiel an der Innenkante ohne Entfaltungsmöglichkeiten und überquerte die Ziellinie mit Reserven als Achter klar unter Wert. Also wieder mal eine eher unglückliche Vorstellung, was sich fast schon wie ein roter Faden durch sein letztes halbes Jahr zieht. Es hätte sicher nicht gereicht, um den beiden Erstplatzierten gefährlich werden zu können, aber eine deutlich bessere Platzierung kostete dieser Verlauf dem Hengst schon. Dass er an einem guten Tag auch Top-Pferde dieser Kategorie schlagen kann, bewies er bereits im letzten Sommer, als er in einem Halbklassiker sowohl Hooker Berry, als auch Hohneck hinter sich lassen konnte. Vorsicht dürfte also weiterhin geboten sein. 3 HUWAGA (Nicolas Bazire) ist hier nach der Fahrerverteilung die klare Nummer 2 bei den Bazires, wenngleich man der Stute durch diese Abstufung gewiss Unrecht tut. Immerhin drei Siege im bisherigen Verlauf des Wintermeetings, sowie ein fünfter Platz auf Gruppe I-Parkett – allerdings hinter Havanaise und Hooker Berry – sind wahrlich keine schlechte Bilanz, lassen sie hier dennoch eher als Platzgeldanwärterin, denn Siegkandidatin einordnen. Und auch die beiden frischen Sieger 1 HYACINTO BELLO (Benjamin Rochard) und 2 HARIBO DU LOSIR (Léo Abrivard) dürften es in dieser Gesellschaft zumindest für einen direkten Anschluss-Erfolg etwas zu schwer haben. Mit dem sonst überwiegend und auch erfolgreich unter dem Sattel eingesetzten 5 HEROS DE FLEUR (Alexis Prat) vervollständigt sich das kleine, aber feine Siebener-Feld, das zumindest von den Voraussetzungen her alles andere, als eine langweilige Nummer zu werden scheint. Und wer weiß denn schon, ob es am Donnerstag nicht auch einige Minuten nach dem erfolgten Start des 3.Rennens um 15.00 Uhr wieder heißen wird: Kleine Felder – große Gelder? pferdewetten.de – Tipp: 7 Hooker Berry – 6 Havanaise – 3 Huwaga chancenreicher Außenseiter: 4 Hokkaido Jiel

Vincennes am Donnerstag: Kleines, aber feines Gruppe III-Rennen
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