So lange mussten wir alle auf diesen Tag warten und endlich ist er da. Torquator Tasso greift zur Titelverteidigung im Prix de l’Arc de Triomphe an. Mit Mendocino haben wir noch ein zweites Eisen im Feuer und alles deutet darauf hin, dass der Boden in Paris ganz nach dem Geschmack der Adlerflug-Söhne sein wird. Außerdem freuen wir uns heute über ein ganz besonderes Jubiläum, denn genau vor einem Jahr erschien unser erster Blog. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.
Bevor es mit dem wichtigsten Rennen des Jahres losgeht, startet noch unsere Zukunfts-Rennen-Siegerin Habana im Qatar Prix Marcel Boussac, ein Gruppe I-Rennen für zweijährige Stuten, das als zweite Prüfung um 14:50 Uhr gelaufen werden wird. Die Kingman-Tochter aus dem Stall von Andreas Wöhler beeindruckte bei beiden bisherigen Starts und sie ist mit Abstand die beste Zweijährige, die wir in Deutschland zurzeit haben. Natürlich steht Habana in Paris vor einer schweren Aufgabe auf internationalem Parkett, in der auch viele Pferde aus England antreten, die ich in derartigen Rennen immer bevorzuge. Deswegen gebe ich Habana und Eddie Pedroza „nur“ eine Sympathiewette mit auf den Weg und entscheide mich für Never Ending Story.
Im Prix De L’Opera Longines, dem Gruppe I-Rennen für Stuten über 2000 Meter (Startzeit 16:50 Uhr), steigt unser Champ Bauyrzhan Murzabayev in den Sattel von Agave, die in den weltberühmten Farben von Khalid Abdullah an den Start gehen wird. Bei ihr handelt es sich um eine Stute aus dem Stall von André Fabre, die ich schon im Winter für diese Aufgabe angesagt hat. Allen, die sich erinnern, drücke ich natürlich umso mehr die Daumen.
Um 16:05 Uhr ist es dann soweit: Im Prix De L’Arc De Triomphe geht es auf Gruppe I-Ebene über 2400 Meter und eine Gesamtdotierung von 5.000.000 Millionen Euro. Dafür möchte ich alle 20 Starter einmal genau unter die Lupe nehmen:
Mishriff ist das am höchsten eingeschätzte Pferd der jüngeren Vergangenheit. Der Hengst aus dem Stall von John Gosden ist zwar auf Sand genauso gut wie auf Gras, in meinen Augen aber leider nur ein 2000 Meter-Pferd. William Buick sitzt zum ersten Mal im Sattel des mehrfachen Gruppe I-Siegers. Unter den ersten fünf sehe ich Mishriff nach einem vierten Platz in den Irish Champion Stakes aber nicht.
Die Nummer 2 ist unser Held Torquator Tasso, dem der deutsche Rennsport so viel zu verdanken hat. Mit einem zweiten Platz in den King George & Queen Elizabeth und der sehr überzeugenden Abschlussarbeit, deren Zeuge wir alle waren, ist es für mich auf dem weichen Boden nicht ausgeschlossen, dass Magic Marcel Weiß und TT den Titel verteidigen können. Ich werde richtig nervös sein, aber für mich ist er mit Frankie Dettori im Sattel der Sieger.
Mare Australis ist der nächste Starter, der für das Gestüt Schlenderhan deutsche Interessen vertritt. Wie ihr wisst, saß ich bei seinem Debütsieg in München im Sattel. Im Arc ist es unser Champ, der an Bord des Australia-Sohnes ist und der für André Fabre im wichtigsten Rennen der Welt seine Chance nutzen wird. Eigentlich kommt er mit den meisten Formen nicht für den Sieg in Frage und auch der weiche Boden ist ein Unsicherheitsfaktor. Natürlich gebe ich dem Hengst aber eine Sympathiewette mit auf den Weg.
Der Überraschungssieger der Champion Stakes 2021 in Ascot Sealiway wechselte nach seinem Triumph in einem der wichtigsten Rennen aus der Insel den Trainer. Nun wird er von Francis-Henri Graffard trainiert, konnte diese starke Form aber bisher nicht wieder abrufen. Auf 2400 Metern sehe ich den Hengst auch nicht.
Auch Alenquer ist ein Adlerflug-Sohn. Allerdings sehe ich den Starter aus dem Quartier von William Haggas auch nicht auf der Distanz von 2400 Metern.
Deep Bond kommt aus Japan und ist mir daher natürlich sofort sympathisch, kommt aber für einen Sieg wohl eher nicht in Frage. Nach den letzten Formen aus Japan scheint er auch nicht so gut wie Titleholder zu sein.
Die Nummer 7 ist der eisenharte Broome, der in japanischem Besitz steht und der von Aidan O’Brien in den Arc geschickt wird. Ich denke aber, dass der Sechsjährige mittlerweile über dem Zenit ist, nachdem er in diesem Jahr schon in den USA am Start war. Im letzten Jahr belegte Broome nur Platz 20 und leichter wird es sicher dieses Mal nicht.
Stay Foolish überzeugte in Saudi-Arabien und kam in Deauville auf Gruppe II-Ebene auf dem zweiten Platz ein. Er gewann zwar den Dubai Gold Cup über 3200 Meter, allerdings weht im Arc ein anderer Wind. Auch der weiche Boden dürfte ihm nicht liegen.
John Gosdens Mostahdaf ist ein Frankel-Sohn, der zwar gerade in Kempton ein Gruppe III-Rennen gewann, aber für den Arc nicht genug sein dürfte.
Der nächste Adlerflug-Sohn ist auch gleichzeitig unser zweiter Hoffnungsträger: Mendocino hat mich zwar richtig traurig gemacht, als er Torquator Tasso in Baden-Baden schlug, aber seinem Reiter Rene Piechulek würde ich es wünschen. 2021 belegte er auf weichem Boden hinter Alpinista Platz zwei. Das war eine richtig gute Form, die ihm auch hier Chancen auf eine Platzierung gibt.
Titleholder ist ein japanisches Ausnahmepferd, das eigentlich eine betonharte und schnelle Piste braucht. Er muss offensiv geritten werden und genau das wird in diesem Rennen sein Todesurteil sein. Für Europa ist er in meinen Augen auch nicht gut genug, auch wenn ich es gerne sehen würde, dass ein Pferd aus Japan den Arc gewinnt.
Bubble Gift kämpft in der obersten Liga in Frankreich. Im Sattel sitzt Oliver Peslier, der den Weg für unseren Champ wohl freimachen musste und auf dem zweiten Pferd von Trainer André Fabre sitzt. Hätte er wählen können, hätte er sich sicherlich für Mare Australis entschieden, denn Bubble Gift unterlag dem Schlenderhaner im Grand Prix De Chantilly.
Grand Glory kommt hier mit keiner der letzten Formen hin, auch wenn die Stute im letzten Jahr im Prix De L’Opera Longines zweite wurde. Auch damals war die Bahn weich, dieser Umstand könnte entscheidend sein.
Die Favoritin heißt Alpinista und kommt aus dem Stall von Sir Mark Prescott. Die Stute ist in Deutschland bestens bekannt. Immerhin gewann sie hierzulande dreimal hintereinander auf Gruppe I-Ebene und ist seti sieben Rennen ungeschlagen. In ihrer Karriere hat die Frankel-Tochter auch schon Mendocino und Torquator Tasso in ihre Schranken gewiesen. Alpinista gehört auf jeden Wettschein.
Vadeni, aus dem Besitz des Aga Khan, ist einer meiner persönlichen Superstars in diesem Rennen. Jean Claude Rouget sattelt den französischen Derbysieger, der allerdings bei seinem letzten Start in Leopoldstown hinter Luxembourg, dem diesjährigen Favoriten, einkam. Jockey Christophe Soumillon hat sich, wie ihr sicher alle wisst, gerade erst eine Sperre von 60 Tagen eingehandelt. Er wird frustriert sein, aber man weiß, dass Genies wie Soumillon unheimlich viel Druck brauchen. Es kann also sein, dass er über sich hinauswächst und mit Vadeni eine Ausnahmeleistung zeigen wird.
Al Hakeem, ist der zweite Starter aus dem Stall von Jean Claude Rouget und Frankreichs Geheimtipp. Bei mir kommt er aber nicht auf den Schein.
Onesto ist sehr beständig und hat ihr Anfang des Jahres auch Agave geschlagen. Fabrice Chappets Dreijähriger wird allerdings von mir kein Geld mitbekommen.
Einer der besten Dreijährigen Europas ist Westover. Im Sommer wurde er unglücklich dritter im Epsom Derby, gewann aber danach das irische Derby. In den King George ging nicht mehr viel für den Frankel-Sohn aus dem Stall von Ralph Beckett. Ich glaube im Arc wird es auch nichts.
Do Deuce ist der japanische Derbysieger und ich möchte es erleben, dass Japan den Arc gewinnt. Der Dreijährige hat ein gutes Aufbaurennen bekommen und hat sich auf weichem Boden auch stark präsentiert. Er wird zwar noch besser laufen als bei seinem ersten Start nach der Pause, viel mehr als ein fünfter Platz ist meiner Meinung nach aber nicht drin.
Ryan Moore steigt in den Sattel von Luxembourg, der überall als Favorit gehandelt wird. Der Hengst aus dem Stall von Aiden O’Brien hat Onsto, Vadeni, Mishriff, Alenquer und Broome in Leopardstown auf 2000 Meter und auf weicher Bahn zur Strecke gebracht. Ich denke aber die 400 Meter weitere Strecke könnte ein Problem für den dreijährigen Camelot-Sohn sein.
Mein Tipp: Torquator Tasso, Mare Australis, Mendocino, Alpinista, Vadeni, De Deuce. Und nun können wir nichts mehr tun, als die Daumen zu drücken und abzuwarten. Vielleicht schreibt unser Torquator Tasso erneut Rennsportgeschichte. Meine Meinung.