Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Explosionsgefahr

Heute möchte ich ein wenig zündeln und ein heikles Thema besprechen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, auch wenn es für Explosionsgefahr sorgen könnte.

Laut GaloppOnline und der Sport-Welt wird die neue Peitschenregel heftig diskutiert. Eine neue Lösung muss her. Der Verband Deutscher Galopp arbeitet intensiv an Gremiensitzungen und Workshops, um die Sache durchzustehen. Es war sogar zu lesen, dass man in einer „Findungsphase“ sei. Das Wort „Findungsphase“ habe ich mir auf der Zunge zergehen lassen und mich danach eines gefragt: Dauert diese sogenannte „Findungsphase“ nun nicht schon 5,6,7 oder sogar 10 Jahre?

Natürlich kann über dieses Thema innerhalb des Rennsports kontrovers diskutiert werden. Blicken wir aber doch den Tatsachen einmal ins Auge. In kaum einem anderen Land sind die Peitschenregeln so strikt wie in Deutschland. Versteht mich nicht falsch, denn aus Gründen des Tierwohls müssen diese Regelungen her, doch es gibt einiges, das mir zu denken gibt. Mit nur einem Schlag zu viel steht man als Jockey nämlich schon 14 Tage am Zaun. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die Saison hierzulande mit Wohlwollen nur sieben Monate dauert. Sieben Monate haben die Profis Zeit, ihr Brot zu verdienen. Mit der Zeit wurden die Strafen zwar immer härter. Geändert hat sich allerdings nichts. Warum?

Immer wieder begegnet mir auf der Rennbahn oder beim Buchmacher nach dem Aussprechen einer Strafe der Spruch: „Der war wieder zu blöd, um bis fünf zu zählen!“ Glaubt ihr wirklich, dass das stimmt? Schauen wir uns die Sperren aus den letzten sechs Wochen einmal genauer an, denn unter den zu bestrafenden befindet sich die gesamte Riege der deutschen Spitzenjockeys mit jeder Menge Erfahrung und Siegen auf der ganzen Welt. Liegt es also wirklich daran, dass unsere Jungs nicht zählen können oder muss nicht wirklich dringend eine neue Peitschenregelung her? Der Verband möchte nun also Rad neu erfinden. Ich frage mich, ob diese Regelung genau erfolgreich wird, wie die euch allen bestens bekannte Strukturreform.

Eines möchte ich dazu noch anmerken: Dem deutschen Galopprennsport fehlt massiv an Nachwuchs und das nicht erst seit gestern. Glaubt ihr, dass sich junge Leute für eine Sportart interessieren, bei der sogar einer der besten Jockeys öffentlich durch den Kakao gezogen wird? Nicht zu vergessen natürlich, dass Rennreiten nicht gerade ungefährlich ist. Das hat der Fall Minarik ja eindrucksvoll bewiesen. Marco Casamento und Lukas Delozier sind schon weg. Abgewandert und zwar dorthin, wo es mehr Geld gibt und sich mehr Chancen bieten. Was soll noch passieren?

Meine letzte Strafe wegen Peitschenmissbrauch habe ich übrigens im Jahr 2014 abgesessen. Ich war aber auch nie im Endkampf im Derby oder in der Diana.

Wie dem auch sei, natürlich habe ich auch heute noch einen Wett-Tipp für euch. Im ersten Rennen in Vichy (Startzeit 14:00 Uhr) kommen dreijährige sieglose Pferde über die Derbydistanz von 2400 Metern an den Start. Natürlich gehe ich mit einem deutschen Trainer und zwar mit Carmen Bocskai und Lintfort. Der Brametot-Sohn war vor rund vier Wochen in einem fast identischen Rennen ebenfalls in Vichy dritter, auch die anderen Formen sind gut genug. Aufnehmen muss er es nur mit Woozhyna, die ebenfalls zum Sieg steht. Ich denke aber, dass Lintfort unser Geld sicher nach Hause bringen wird.

Nachdem ich nun ein bisschen Feuer entfacht habe, sehen wir uns alle in Baden-Baden. Auf geht’s Deutscher Galopp. Meine Meinung.