Am Sonntag wird mir natürlich etwas wehmütig ums Herz, denn auf der Neuen Bult findet das große Saisonfinale und damit das letzte Heimspiel des Jahres statt. Der Renntag ist aber auch im wahrsten Sinne des Wortes ein großes Finale, denn neben dem Grupperennen finden gleich drei Prüfungen auf Listenebene statt. Ich glaub nicht, dass es eine derart sensationelle auf irgendeiner anderen Rennbahn in diesem Jahr gegeben hat. Freuen wir uns auf einen echten Champions Day.
Los geht es mit dem ersten Rennen, einer Prüfung für zweijährige Stuten über die Meile, die zunächst aus Wett-Sicht gar nicht so interessant aussieht, es aber in sich hat. Mit dieser Besetzung ist das Rennen für alle Rennsportfans ein Leckerbissen, denn einige der Ladies, die hier an den Start kommen, werden wir sicherlich im nächsten Jahr in einem der Klassiker wiedersehen. Es ist schwer, hier nicht mit Weltreise aus dem Stall von Andreas Suborics zu gehen, die beim Debüt in Baden-Baden direkt Zweite wurde und bombig gezogen ist. Als Reliable Man-Tochter sollte sie auch mit dem weichen Boden zurechtkommen. Besitzer Jürgen Sartori gewann mit Quantanamera die Winterkönigin hochüberlegen. Noch mehr Argumente gesucht? Thore Hammer-Hansen im Sattel ist sicherlich auch kein Nachteil.
Auch das zweite Rennen richtet sich an den jüngsten Jahrgang und führt über 1750 Meter. Auf dieser etwas längeren Distanz kann ebenfalls der ein oder andere Kandidat für die Klassiker im kommenden Jahr versteckt sein. Immerhin kommen 12 Pferde an den Start. Ich werde dennoch ein kleines Risiko eingehen und auf Kassada, die einzige Stute im Feld setzen. Wenn Trainer Markus Klug und der Priester Andrasch Starke sich entscheiden, hier mit der Sea The Moon-Tochter gegen die Hengste zu laufen, dann gehe ich davon aus, dass sie alle schlagen kann.
Der Große Preis der Mehl-Mülhens-Stiftung ist das erste Highlight des Tages. Auf Listenebene treten 10 zweijährige Stuten auf 1400 Meter gegeneinander an. Ich bin ein Schlenderhaner. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum ich mit Azshara gegen werde. Immerhin ist die Zarak-Tochter die Halbschwester meiner Gruppesieger Alson und Ancient Spirit. Beim Debüt in Mülheim überzeugte die Stute aus dem Stall von Markus Klug außerdem mit einem Sieg und an Bord ist Andrasch Starke.
Weiter geht es mit einem D-Rennen für Dreijährige über 1750 Meter. Trotz der starken Besetzung und einigen Pferden mit top Pedigree entscheide ich mich für eine Sympathiewette auf meine Sigiyana, die ich schon das ganze Jahr über auf dem Schein habe. Ich hätte zwar nicht geglaubt, dass sie um diese Jahreszeit immer noch sieglos ist, doch der weichere Boden sollte ihr entgegenkommen. Außerdem reitet der Champ für Trainer Henk Grewe.
In der Alson-Trophy, dem nächsten Listenrennen, das für dreijährige und ältere Stuten ausgeschrieben ist und über 1750 Meter führt, wird Dermot Weld, der Trainergott aus Irland, Giladah satteln. Auf dem Rücken der Muhaarar-Tochter wird David Egan sitzen, der kommende Star der Jockeyszene und der Reiter von Mishriff. Es führt also kein Weg daran vorbei, auf dieses Trio zu wetten. Immerhin reist die Stute mit zwei Siegen im Rücken von der Insel an.
Neben den vielen Höhepunkten haben wir im sechsten Rennen, einem Ausgleich III über die Meile, auch noch eine Viererwette mit einer garantierten Gewinnauszahlung von 10.000 Euro, in der 16 Pferde an den Start kommen. Hier richtig zu liegen ist eine wahnsinnig schwere Aufgabe und ich versuche es deswegen mit etwas Verrücktem. More No Never habe ich Anfang seiner Karriere noch selber geritten. Nach einem Trainerwechsel und einer langen Pause absolvierte der Wallach einen Aufbaustart in Dresden, bei dem er sich mit Platz vier gut aus der Affäre zog.
Die WALDPFAD-Trophy, ein Gruppe III-Rennen über 2200 Meter ist das heimliche sportliche Highlight der gesamten Bult-Saison. 2015 konnte ich diese Prüfung gewinnen. Damals saß ich im Sattel von Dr. Andreas Boltes Early Morning. In 2022 überzeugte mich die Adlerflug-Tochter India (Waldemar Hickst) bei allen ihren Starts. Sie ist ein richtiges Rennpferd und hat mit Rene Piechulek einen Reiter in Überform an ihrer Seite.
Im Ausgleich I über die Meile kommt Peter Schiergens Seriensieger Western Soldier an den Start. Ich kann mir aber irgendwie nicht vorstellen, dass ein Pferd in Deutschland dreimal hintereinander auf diesem Level gewinnt. Das hat es nämlich noch nie gegeben, schon gar nicht mit 62 Kilo. Obwohl der Champ im Sattel sitzt entscheide ich mich für Western Soldiers härtetesten Konkurrenten, den dreijährigen Way to Dubai aus dem Stall von Andreas Wöhler. Der Hengst hätte Western Soldier schon ein paar Mal fast geschnappt und startet hier mit Wladi Panov und acht Kilo weniger.
Der Große Preis des Arc Siegers Torquator Tasso ist das letzte Listenrennen des Tages und führt über 1400 Meter. Der Sieg in dieser Prüfung für Sprinter geht für mich definitiv ins Ausland. Die Pferde aus Skandinavien sind immer zu beachten, aber Emilie Gray aus dem Stall von Dermot Weld setzt zu einem neuen Versuch auf der Neuen Bult an. Im Mai belegte sie hier nämlich „nur“ Platz zwei in einem ähnlichen Rennen, allerdings kommt ihr das weichere Geläuf sicher entgegen und sie trägt zum ersten Mal Scheuklappen. Mit David Egan an Bord erwarte ich förmlich eine Demonstration.
In den letzten zwei Rennen, einem Ausgleich IV über 1400 Meter und einem Ausgleich IV über 2200 Meter, fasse ich mich kurz. Aladar Ari (Pavel Bradik) und Igneo (Janina Reese) sollten hier die Sieger sein. Meine Meinung.